Förderverein Stadtmuseum Waldkraiburg e.V.

Ein Blick zurück – und nach vorn: Unser Verein widmet sich seit 1988 der Bewahrung des kulturellen Erbes der Vertriebenen sowie der Geschichte Waldkraiburgs. Was mit einem kleinen Heimatarchiv begann, entwickelte sich zu einem lebendigen Beitrag zur lokalen Erinnerungskultur. Mit Ausstellungen, Publikationen und Engagement für das Stadtmuseum fördern wir das Bewusstsein für unsere Wurzeln – und gestalten aktiv die kulturelle Zukunft unserer Stadt.

Herzlichst, Ihr Förderverein Stadtmuseum Waldkraiburg e.V.

Ein Blick zurück zu den Wurzeln des Vereins

Ein beträchtlicher Teil der Sudetendeutschen, die nach 1945 ihre Heimat verlassen mussten und in Waldkraiburg eine neue Heimat fanden, stammte aus Nordböhmen. Dort war das Zentrum der berühmten böhmischen Glasindustrie zu Hause. Diese Glasfachleute konnten nach 1946 in Waldkraiburg in wieder gegründeten Betrieben erneut ihre Berufe ausüben. Aus vielerlei Gründen fand in den 1970er Jahren die traditionsreiche sudetendeutsche Glasindustrie aber auch in Waldkraiburg ihr Ende.
 
In dieser Zeit begannen einige aus der nordböhmischen Region um Haida, Böhmisch-Leipa und Dauba stammende Bürger ein Archiv mit Bildern, Büchern und anderen Dokumenten ihrer alten Heimat in Waldkraiburg anzulegen. Von 1981 an betreute die in Falkenau-Kittlitz bei Haida gebürtige Erika Rahnsch das Archiv, das bis zur Gegenwart zu einem stattlichen Bestand mit über 50 Regalmetern wuchs. Ihre Aufgabe übernahm im April 2018 der Waldkraiburger Stadtarchivar Konrad Kern.
 
Im Bewusstsein der engen geschichtlichen Verbindungen zwischen den Deutschen aus Haida und der Stadt Waldkraiburg wurde im Oktober 1985 eine Patenschaft begründet. Am 20. November 1988 wurde schließlich als Trägerverein für das Heimatarchiv der „Verein zur Sammlung und Bewahrung des Kulturgutes der Vertriebenen in Waldkraiburg“ ins Leben gerufen. Gründungsvorsitzender war der Erlanger Obermedizinalrat Dr. Heinz Steckert (aus Haida stammend).

Die städtischen Museen im Fokus

Schon ein Jahr später begann die Stadt Waldkraiburg mit der Eröffnung des Hauses der Kultur 1989 das Projekt eines „Böhmischen Glasmuseums“ zu entwickeln. Deren Grundstock bildete die wertvolle Glassammlung von Erich Kieslich. Mit großer tatkräftiger ideeller, materieller und finanzieller Förderung des Vereins konnten die städtischen Museumsleiter Dr. Rupert Schreiner (1990-1995), Dr. Karsten Karstens (1995-1999) und Elke Keiper M.A. (seit 1999) die Sammlung auf über 2.000 Exponate erweitern, so dass sie ab 2011 als modernes Museum präsentiert werden kann.
 
Aus dieser Gegebenheit beschloss die Mitgliederversammlung bereits im März 1996 den Verein in „Förderverein Stadtmuseum Waldkraiburg – Verein zu Sammlung und Bewahrung des Kulturgutes der ehem. Gemeinden Pürten und Fraham und der Vertriebenen in Waldkraiburg (e.V.)“ umzubenennen. Auch bei der Realisierung der stadtgeschichtlichen Abteilung des städtischen Museums in den Jahren 2005 und 2007 war der Verein ebenfalls finanziell sehr hilfreich.

Lokalgeschichte fördern

 

Das traditionsreiche Haidaer Fest (eine Erinnerung an einen Jahrmarkt, der bis in die 1930er Jahre anlässlich des Patroziniums Mariä Himmelfahrt der Haidaer Stadtpfarrkirche stattfand) wurde in Waldkraiburg als Heimattreffen erstmals 1952 organisiert. In diesem Jahr entstand auch die Heimatgruppe „Oberland-Niederland“. Seit 1989 wurden zum Fest dazu im Stadtmuseum im Haus der Kultur Ausstellungen mit ortsgeschichtlichen Themen gestaltet. Das letzte Haidaer Fest in Waldkraiburg wurde 2011 organisiert. Die Heimatgruppe gab es bis 2021.

Im März und April 2023 entstand die Idee, das Heimatarchiv „Böhmisch-Leipa-Haida-Dauba“ dem Heimatkundlichen Museum in Česká Lípa zu übergeben. Im Dezember 2023 stimmte der Waldkraiburger Stadtrat der Schenkung einstimmig zu. Im April und Juni 2024 wurde der Bestand verladen und abtransportiert. Die Stadt Waldkraiburg lud am 8. Juni 2024 zu einem Festakt ins Haus der Kultur ein, wo die Übergabe offiziell vollzogen wurde (siehe dazu Beitrag im Heft 25).

Die Schenkung ist ein Beitrag zur Versöhnung und Verständigung zwischen dem tschechischen Volk und den Sudetendeutschen. Es entstanden zwischen dem Stadtarchiv und dem Stadtmuseum Waldkraiburg und dem Heimatkundlichen Museum und dem Kreisarchiv in Česká Lípa freundschaftliche Kontakte. Das Heimatarchiv dient als Brücke zwischen Česká Lípa und Waldkraiburg. Bisheriger Höhepunkt der Beziehungen war die im Mai 2025 vom Museumsförderverein organisierte viertägige Studienreise nach Böhmisch-Leipa und Umgebung. Motto: „Waldkraiburg besucht seine Wurzeln“.

Als besondere Zeichen gegenseitiger Wertschätzung ist auch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Mgr. Tomas Cidlina (Historiker für neuere Geschichte am Heimatkundlichen Museum Česká Lípa) und Archivar Mgr. Michal Rádl (Staatliches Kreisarchiv Česká Lípa) sowie die Ehrenmitgliedschaft für Stadtarchivar Konrad Kern beim Heimatkundlichen Verein von Česká Lípa, die im Rahmen der Reise erfolgte, zu verstehen.

Aktuell hat der Förderverein etwa 200 Mitglieder.